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Carl Constantin Weber (geb. 1966) Der Maibaum (1999)

französischer Kalkstein, Bronze, teilweise vergoldet; H: 630 cm

Kehre Dietrich-Bonhoeffer-Straße

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Der Maibaum (1999)

Anstelle der üblichen Richtkrone auf einem Maibaum schwingt sich hier ein freigelassener Orang-Utan aus einem Käfig und krönt die über 6 Meter hohe Säule inmitten des Wendehammers. Die Arbeit von Carl Constantin Weber greift das Leben der Norderstedter Bürgerinnen und Bürger in spielerischer Weise auf: Die Bildfelder auf der Säule zeigen Szenen aus dem Leben in einem Wohnhaus, in ihrer karikierenden Darstellungen halten sie den Betrachtenden einen Spiegel vor. Die Form der Säule, die unendlich umrundet werden kann und dabei immer wieder dieselben Abläufe zeigt, verdeutlichten die Banalität und Gleichförmigkeit des Lebens. Der freigelassene Orang-Utan an ihrer Spitze hingegen bricht daraus aus und benimmt sich längst nicht, wie z. B. Hans-Heinrich Kempcke Fischotter: Er lehnt sich weit zurück, bereit die Welt außerhalb der Schranken zu erobern. Der Schriftzug ›La Cage Aux Folles‹ am Fuß der Säule bezieht sich auf ein Theaterstück von Jean Poiret, das die Konfrontation zweier Lebenswelten thematisiert und fragt, wer die eigentlichen Narren sind – diejenigen im immergleichen, traditionellen Alltag oder diejenigen, die daraus ausbrechen? Der Maibaum fordert zur Befreiung aus alltäglichen Zwängen und einer multidimensionalen Sichtweise auf.
Weber gewann 1999 einen Wettbewerb für Kunst und Bauen und gestaltete den Maibaum für genau diesen Standort. Eingebettet in die Anlage ist das Werk weithin sichtbar. Jedes Auto, das hier einfährt muss die Säule umrunden.

Text: Iria Schmidt