Das Eingangsportal des Amtsgerichts in Norderstedt besteht aus einem über drei Meter hohen, zweiflügeligen Bronzeportal. Die Flügel schließen oben abgeschrägt ab, um sich der angeschrägten Fensterfront des Gebäudes anzupassen. Sie weisen je vier Reliefs auf, wobei die linke Türseite Verderbtheit und Laster, die rechte Seite Rechtschaffenheit und Tugend thematisiert. Das oberste Relief zeigt stehende Figuren, die gespiegelt sind und Gemeinsamkeiten betonen. Darunter verlaufen zwei gespiegelte Wege in die Tiefe, die am Horizont von einem Regenbogen verbunden werden. Die beiden unteren Register unterscheiden sich deutlich: Das obere zeigt einen Konflikt und eine Versöhnung, während das untere Register den Höllensturz und die Erlösung darstellt. Diese Dualität hat historische Wurzeln und wurde im Mittelalter als programmatisches Mittel genutzt. Koblasa ließ sich von diesen verschiedenen historischen aber auch modernen Einflüssen inspirieren, einschließlich der Florentiner Paradiestür von Lorenzo Ghiberti und dem monumentalen Höllentor von Rodin, dessen impressionistische Formensprache insbesondere hier nachklingt und sie mit Koblasas Säule auf dem Vorplatz verbindet. Diese Formensprache setzt sich bis in das Innere des Gebäudes fort, wo ein unscheinbar platzierter Deckenschmuck in der Nähe des Treppenhauses sitzt.

Text: Pauline Althoff